Gesprächs­techniken: Das Adaptive Interview

Sie befinden sich hier:
Lesedauer: 4 Minuten
Zwei Personen sitzen sich an einem Tisch gegenüber und führen ein Gespräch.

Gesprächstechnik zur effektiven Personalauswahl

Vorstellungsgespräche oder Interviews gehören zu den am häufigsten genutzten Auswahlverfahren. Wirklich aussagekräftig sind sie aber nur mit der richtigen Technik und Vorarbeit. Die von unserem Institut entwickelte Methode des Adaptiven Interviews liefert nicht nur qualitativ hochwertige Ergebnisse, sie halbiert auch den Aufwand für die Arbeitgeber:innen.

Im Prinzip wollen Bewerbende und Personalverantwortliche im Vorstellungsgespräch das Gleiche: Die Stelle gut besetzt bzw. die eigenen Fähigkeiten wirksam angewandt sehen, sodass die Stellenbesetzung möglichst zufriedenstellend ist und lange bestehen bleibt. So viel zum Ideal.

Rein praktisch müssen Personalverantwortliche großes Können beweisen, um hinter die Fassade der Selbstdarstellung zu blicken. Das ist allerdings kein Grund, die Bewerbenden mit einem peinlichen Verhör in die Falle zu locken. Denn mit der richtigen Gesprächstechnik ist es durchaus möglich, die/den Bewerber:in wertschätzend zu behandeln und gleichzeitig akkurate Ergebnisse zu erhalten.

Während viele Interviews einem freien Gesprächsfluss folgen, empfiehlt sich ein strukturiertes Auswahlverfahren, wenn Sie nachvollziehbare, valide Ergebnisse erzielen wollen. Um aus verschiedenen Verfahren das richtige auszuwählen, sollten Sie sich vorab über die Ziele bewusst werden.

Kriterien für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch

Was wollen Sie mit den Gesprächen tatsächlich herausfinden – und was vermeiden?
Die Zielstellung ist zusammengefasst folgende:

Wie erkennt man den Menschen hinter der Bewerbung?

Die Problematik dabei: Bewerbende werden durch verschiedene Faktoren – bewusst oder (im Freud’schen Sinne) vorbewusst – von einer realistischen Aussage abgehalten. Dabei handelt es sich beispielsweise um:

  • Lerneffekte, die im Gesprächsverlauf eintreten
  • die Differenz zwischen Wirklichkeit und Wahrnehmung
  • das schwankende Aufmerksamkeitsniveau
  • feste, automatisch ablaufende Handlungsskripte

Mit unserem Adaptiven Interview möchten wir Ihnen eine Technik vorstellen, die Ihnen dabei hilft, Ihre Ziele zu erreichen und die genannten Probleme zu umgehen.

Was ist ein Adaptives Interview?

Beim Adaptiven Interview handelt es sich um eine Gesprächstechnik, die vom Institut für Verhaltensökonomie eigens für den zuvor beschriebenen Bedarf entwickelt wurde. 

Darin werden die bekannten Problemfelder bei Interviews anhand eines strukturierten Leitfadens abgearbeitet. Die Basis dieser Methode bildet die Formulierung von Dimensionen sowie Prädiktoren auf Grundlage der Humankapitaltheorie: Bei der Personalauswahl mit dem Adaptiven Interview wird für jede Stelle ein Eignungskorridor festgelegt, innerhalb dessen die Bewerbenden sich bewegen sollen, um bestmöglich zum Unternehmenserfolg beizutragen. Kurz gesagt ist das Adaptive Interview:

Grundlage dieser Technik sind die beiden Grundpfeiler des Instituts: die Einhaltung wissenschaftlicher Gütekriterien und die Konformität mit dem eigenen Menschenbild. Ersteres ist Grundlage für die Methodik: Das Adaptive Interview macht die Personalauswahl vergleichbar, rechtssicher und transparent. Das Menschenbild beeinflusst den Ansatz dieser Gesprächstechnik: Anstatt die Bewerbenden mehr als nötig unter Druck zu setzen, sollen sie sich in der Bewerbungssituation genauso wohl und wertgeschätzt fühlen wie idealerweise auch in ihrer späteren Jobsituation.

Vorbereitung und typischer Ablauf

Die strukturierte Vorbereitung ist elementar für das Adaptiven Interviews. Die Idee dabei ist nicht nur, klare Kriterien zur Beurteilung der Kandidat:innen zu schaffen, sondern auch, jede:n Personalverantwortliche:n in die Lage zu versetzen, das Interview durchzuführen und objektiv zu bewerten.

Rein praktisch unterteilt sich die Personalauswahl mit dem Adaptiven Interview in mehrere Phasen:

  1. Vorbereitung: Anforderungen und Erwartungen festlegen
    Legen Sie im ersten Schritt ein Anforderungsprofil fest, welches das Stellen- und Organisationsprofil berücksichtigt. Leiten Sie davon einen konkreten Eignungskorridor für die Fähigkeiten der Bewerbenden ab.
  2. Planung: Adaptiven Fragebogen erstellen
    Aufbauend auf dem Anforderungsprofil formulieren Sie vergangenheitsbezogene Fragen, die die Ausprägung der einzelnen Dimensionen ermitteln.
  3. Durchführung: Alle Bewerbenden befragen
    Aufgrund der umfangreichen Vorbereitung kann diesen Schritt auch ein unbeteiligter Kollege übernehmen. Die Auswertung erfolgt nach den zuvor festgelegten Kriterien.

Vorteile des Adaptiven Interviews

Wenn Sie sich unsicher sind, ob die Optimierung Ihrer Gesprächsführung in Ihrer Situation der richtige Weg ist, sprechen Sie uns gern an. Wir untersuchen Ihre Ausgangslage und geben Ihnen eine Empfehlung zur geeigneten Methode.

Mehr erfahren im Seminar "Adaptives Interview"

Wenn Sie neugierig geworden sind und anhand praktischer Übungen mehr über die Personalauswahl mit dem Adaptiven Interview erfahren möchten, dann sind Sie herzlich zu unserem Seminar zum Thema eingeladen. Dieses führen wir regelmäßig sowie auf Anfrage durch.

Ähnliche Beiträge

Eine Person führt erbost ein Gespräch mit Kolleg:innen
Gastbeiträge

Wie hätte Sigmund Freud gestritten?

Sage mir, wie du streitest, und ich sage dir, wer du bist: Konflikte verraten oft mehr über uns Menschen als über den Streitgegenstand. In diesem Beitrag für die Zeitschrift „Die Mediation“ zeigt Prof. Buchhester inwiefern Konfliktbewältigung und Gesprächsführung von den beteiligten Persönlichkeiten abhängt.

Weiterlesen
Eine Person steht vor Pfeilen die auf den Boden gemalt sind und in utnerschiedliche Richtungen weisen.
Verhaltensökonomie

Glück in schweren Zeiten

Was ist Glück? Ist Glücklich-sein eine Tugend, eine angeborene Fähigkeit oder etwas, das gelernt werden kann? Und vor allem: was ist zu tun, wenn es Tage, Zeiten und Momente gibt, in denen wir uns viel weniger glücklich fühlen, als wir es uns wünschen?

Weiterlesen

Beitrag teilen

Neueste Beiträge

Links im Vordergrund ist eine Staude Schneeglöckchen im Schnee abgebildet. Der Hintergrund ist verschwommen.
Verhaltensökonomie

Frühlingsgefühle

In der heutigen schnelllebigen Welt stehen wir täglich vor einer Vielzahl von Entscheidungen. Ob es darum geht, eine neue Richtung einzuschlagen oder beim Bewährten zu bleiben, die Wahl zwischen Neuem und Vertrautem ist oft eine Herausforderung. Stephan und Konstantin diskutieren in ihrem Podcast die Kunst der Entscheidungsfindung und beleuchten dabei die Balance zwischen Bauchgefühl und Rationalität.

Weiterlesen
Das Bild zeigt den Oberkörper eine Statue vor schwarzem Hintergrund, deren rechter Arm nachdenklich den Kopf hält.
Verhaltensökonomie

Die Kunst der Entscheidungsfindung

In der heutigen schnelllebigen Welt stehen wir täglich vor einer Vielzahl von Entscheidungen. Ob es darum geht, eine neue Richtung einzuschlagen oder beim Bewährten zu bleiben, die Wahl zwischen Neuem und Vertrautem ist oft eine Herausforderung. Stephan und Konstantin diskutieren in ihrem Podcast die Kunst der Entscheidungsfindung und beleuchten dabei die Balance zwischen Bauchgefühl und Rationalität.

Weiterlesen